Ein Vulkanausbruch schneidet Tonga vom Rest der Welt ab: was wir wissen – und was noch unklar ist


Die neusten Entwicklungen

Seit Jahrzehnten gab es keinen so gewaltigen Vulkanausbruch mehr wie den am Wochenende im Pazifik. Noch immer sind die Folgen der Eruption unklar.

Die Eruption sprengt die Vulkaninsel

Satellitenansicht von Hunga Tonga-Hunga Ha’apai



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Die neusten Entwicklungen

  • Tonga verzeichnet die ersten zwei lokal übertragenen Coronavirus-Fälle seit Beginn der Pandemie und geht in einen Lockdown. Dies meldete Premierminister Siaosi Sovaleni am Mittwoch (2. 2.). Tonga hatte im März 2020 seine Grenzen geschlossen und sich seither von der Aussenwelt weitgehend abgeschottet. Bisher wurde seit Beginn der Pandemie nur eine einzige Corona-Infektion bestätigt, nachdem im vergangenen Jahr ein Flugzeug aus Neuseeland gelandet war. Nach dem Vulkanausbruch war die Sorge gross, dass ausländische Helfer das Virus einschleppen könnten. Die Lieferung der Hilfsgüter aus Neuseeland und Australien erfolgten kontaktlos. Unter anderem wird nun der Schiffs- und Bootsverkehr sowie auch der Flugverkehr zwischen den verschiedenen Inseln des Archipels eingestellt. 
  • Der gewaltige Ausbruch des Untersee-Vulkans war laut Nasa mehrere hundert Mal stärker als die Sprengkraft der Atombombe über Hiroshima. «Dies ist eine vorläufige Schätzung, aber wir glauben, dass die durch den Ausbruch freigesetzte Energiemenge etwa 4 bis 18 Megatonnen TNT entsprach», zitierte die amerikanische Raumfahrtbehörde den Nasa-Wissenschafter Jim Garvin. Die Explosion habe damit mehrere hundert Mal mehr mechanische Energie freigesetzt als die nukleare Explosion, die die japanische Stadt Hiroshima 1945 weitgehend zerstörte. 

Wann fand die Vulkan-Eruption statt – und wie stark war sie?

Am 15. Januar um 17 Uhr 15 Ortszeit stiess der Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai eine gewaltige Aschewolke aus, die wie ein Atompilz kilometerweit in die Höhe stieg. Laut Ansicht von Experten handelte es sich um die weltweit stärkste Eruption seit mindestens dreissig Jahren. Bereits am Tag davor war der Vulkan, der etwa 60 Kilometer von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa entfernt liegt, erstmals ausgebrochen.

James Garvin, leitender Wissenschafter am Goddard Space Flight Center der Nasa, schätzt die Kraft des Vulkanausbruchs von Tonga auf das Fünfhundertfache der Explosion der Atombombe auf Hiroshima. Die Kraft der Eruption entspreche schätzungsweise fünf bis zehn Megatonnen TNT.

Ein Satellitenbild der japanischen Meteorologie-Behörde zeigt den Ausbruch des Unterwasservulkans.

Ein Satellitenbild der japanischen Meteorologie-Behörde zeigt den Ausbruch des Unterwasservulkans.

Noaa / Ssec / Cimss / Reuters

Videoaufnahmen der Tonga Geological Services zeigen die Wucht des Ausbruchs.

Videoaufnahmen der Tonga Geological Services zeigen die Wucht des Ausbruchs.

Tonga Geological Services / Reuters

Erste Daten zeigen, dass es seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 keine derart heftige Eruption gegeben hat. Der Ausbruch in der Südsee habe die Stufe 5 auf dem achtstufigen Vulkanexplosivitätsindex erreicht, im Falle des Pinatubo sei es Stufe 6 gewesen, erklärte der Vulkanologe Shane Cronin von der Universität Auckland am Montag. Hätte sich die Eruption des Hunga Tonga-Hunga-Ha’apai an Land ereignet, dann wären die Auswirkungen «apokalyptisch» gewesen, so Cronin.

Der japanische Erdbeben- und Vulkanforscher Ryusuke Imura von der Universität Kagoshima nannte den Vulkanausbruch vor Tonga ein Ereignis, das in diesem Umfang weltweit nur einmal in hundert Jahren vorkomme – oder noch seltener.

Wie viele Menschen leben im Inselreich Tonga – und wo liegt dieses genau?

Das Inselreich Tonga liegt im Südpazifik. Zu ihm gehören etwa 170 Inseln, 36 davon sind unbewohnt. Das Inselreich liegt 2400 Kilometer nördlich von Neuseeland und 800 Kilometer östlich von Fidschi. Gemäss Schätzungen leben gut 100 000 Einwohner auf Tonga, ein Viertel von ihnen in der Hauptstadt Nuku’alofa.

Wie geht es dem Inselreich nach dem Vulkanausbruch?

Auch mehrere Tage nach der gewaltigen Eruption treffen wegen unterbrochener Kommunikationsverbindungen erst langsam Informationen über die Schäden in Tonga ein. Der Vize-Botschafter von Tonga in Australien, Curtis Tu’ihalangingie, sprach am 18. Januar von «alarmierenden» Bildern, die das neuseeländische Militär gemacht habe. Sie zeigten etwa, dass ein ganzes Dorf auf der tiefliegenden Insel Mango zerstört worden sei, ebenso viele Gebäude auf der nahen Insel Atata. Von Mango, auf der 50 Personen leben, war zuvor ein Notsignal empfangen worden.

Ein Vergleich zeigt die Auswirkungen der Eruption. Das unversehrte Hafenviertel (oben) vor dem Ausbruch und (unten) nach der Eruption.

Ein Vergleich zeigt die Auswirkungen der Eruption. Das unversehrte Hafenviertel (oben) vor dem Ausbruch und (unten) nach der Eruption.

Maxar Technologies / Reuters

Die Regierung von Tonga hat die Zahl von drei Toten bestätigt. Weitere Opfer werden befürchtet, vor allem auf der Inselgruppe Ha’apai, zu der Mango zählt. Dorthin gebe es bisher keinen direkten Kontakt, teilte das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) am Dienstag (Ortszeit) mit. Zudem sind mindestens 150 Gebäude zerstört worden.

Die Kommunikationsverbindungen zum Südsee-Archipel Tonga werden nach dem Vulkanausbruch voraussichtlich mehrere Wochen lang gestört bleiben. Ein wichtiges Unterseekabel, das zur Übertragung fast aller digitalen Informationen einschliesslich der Internet- und Telefonkommunikation dient, sei durch das Seebeben an zwei Stellen gebrochen, teilte die neuseeländische Regierung am 19. Januar mit. «Das amerikanische Kabelunternehmen SubCom weist darauf hin, dass es mindestens vier Wochen dauern wird, bis die Kabelverbindung von Tonga repariert ist.» Der internationale Mobilfunkanbieter Digicel hat mittlerweile aber auf Tongas Hauptinsel Tongatapu ein Überbrückungssystem via Satellit eingerichtet. Die Verbindungen seien jedoch «begrenzt und lückenhaft» und deckten nur zehn Prozent der üblichen Kapazität ab, hiess es.

Zunächst hiess es, der Ausbruch des Unterwasservulkans am Samstag habe bis zu 1,2 Meter hohe Tsunamis in der Region ausgelöst. In Nuku’alofa wurde laut dem pazifischen Tsunami-Warnzentrum eine Tsunamiwelle von 83 Zentimetern gemessen. Am Dienstag wurden die Angaben jedoch korrigiert – die Marine von Tonga schätzte laut Angaben der Uno-Organisation Ocha die Höhe der Tsunamis auf fünf bis zehn Meter.

Nach Angaben des neuseeländischen Hochkommissars in dem Archipel, Peter Lund, liegt Nuku’alofa unter einer Ascheschicht begraben und wirkt wie eine «Mondlandschaft». Schwer betroffen sei auch die Westküste der Hauptinsel Tongatapu, wo sich viele Ferienhotels befinden.

Eine grosse Gefahr ist die Vulkanasche: Sie könnte giftig sein und das Trinkwasser kontaminieren. Hilfsorganisationen warnten deshalb vor Gesundheitsschäden durch die gewaltigen Aschewolken und rieten den Bewohnern Tongas dazu, Masken zu tragen und nur Wasser aus Flaschen zu trinken.

Ein Flugzeug der neuseeländischen Streitkräfte im Überflug über die Hauptinsel Tongas. Wegen der vielen ausgestossenen Asche war der Flughafen lange Zeit nicht erreichbar.

Ein Flugzeug der neuseeländischen Streitkräfte im Überflug über die Hauptinsel Tongas. Wegen der vielen ausgestossenen Asche war der Flughafen lange Zeit nicht erreichbar.

Cpl Vanessa Parker / AP

Was ist über Tote oder Verletzte bekannt?

Wegen der schlechten Kommunikationsbedingungen ist noch völlig unklar, wie viele Verletzte oder Tote es gab.

Die britische BBC berichtet am Montag unter Berufung auf Angehörige, dass die Leiche einer auf Tonga lebende Britin gefunden worden sei. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll die 50-Jährige bei dem Versuch gestorben sein, Hunde zu retten, um die sie sich mit ihrem Mann kümmerte. Während er sich an einem Baum festhalten konnte, wurde die Frau von einer Welle ins Meer gezogen.

Wo war der Ausbruch des Vulkans ausserhalb Tongas zu hören und zu spüren?

Die Auswirkungen des Ausbruchs waren rund um den Globus messbar. Selbst im über 9000 Kilometer entfernten Alaska hörten die Menschen die Eruptionen, ebenso im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland.

Infolge des Ausbruchs am Samstag breiteten sich Tsunamiwellen im Pazifik aus und überschwemmten unter anderem Gebiete in Peru und den USA, so etwa in Alaska, Oregon, Washington State und British Columbia. In Japan wurden am Sonntag 200 000 Menschen evakuiert, nachdem örtliche Meteorologie-Behörden vor einer bis zu 3 Meter hohen Flutwelle gewarnt hatten. In Peru ertranken zwei Personen an einem Strand in den hohen Wellen.

Auch an Japans Pazifikküste stieg der Pegel aufgrund der Tsunamiwellen an.

Auch an Japans Pazifikküste stieg der Pegel aufgrund der Tsunamiwellen an.

Imago

Die vom Ausbruch ausgelösten Ascheschwaden hätten mittlerweile sogar Australiens Ostküste erreicht, teilte der Wetterdienst Weather Watch New Zealand mit. Die Wolke ziehe nach Westen über Queensland und werde im Laufe des Tages einen Grossteil des Bundesstaates bedecken, hiess es.

Ist die Hilfe für Tonga bereits angelaufen?

Ja. Neuseeland entsandte noch in der gleichen Woche zwei Schiffe mit Hilfsgütern nach Tonga. «Die durch den Ausbruch verursachten Kommunikationsprobleme machen diese Katastrophenhilfe zu einer besonderen Herausforderung», teilte die neuseeländische Aussenministerin Nanaia Mahuta mit. Priorität hat bei den Hilfsarbeiten die Wasserversorgung von Tonga. Wie das Rote Kreuz mitteilte, hätten die Vulkanasche und die Salzwasser-Flutwellen das Trinkwasser von Zehntausenden von Menschen verunreinigt. «Die Sicherstellung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser hat höchste Priorität, da die Gefahr von Krankheiten wie Cholera und Durchfall steigt», erklärte Katie Greenwood, Pazifik-Beauftragte der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften, in einer Erklärung.

Neuseeland will nach den Worten von Ministerpräsidentin Jacinda Ardern auch auf dem Luftweg wichtige Hilfsgüter nach Tonga schicken. Sollte die Landebahn in Tongas Hauptstadt Nuku’alofa beschädigt sein, könnten die Materialien auch abgeworfen werden, sagte Ardern am Montag (17. 1.) vor Journalisten.

Die australische Kriegsmarine will den Helikopterträger HMAS Adelaide, hier in Sydney stationiert, nach Tonga entsenden um die Regierung und Rettungskräfte vor Ort zu unterstützen.

Die australische Kriegsmarine will den Helikopterträger HMAS Adelaide, hier in Sydney stationiert, nach Tonga entsenden um die Regierung und Rettungskräfte vor Ort zu unterstützen.

Abis Susan Mossop / AP

Erste Flugzeuge aus Australien und Neuseeland erreichten Tonga am 20. Januar, nachdem der Flughafen von der Vulkanasche gereinigt werden konnte. Sie brachten neben Hilfsgütern wie Trinkwasser, provisorischen Unterkünften, Generatoren und Hygiene-Kits auch Telekommunikationsausrüstung, um die Verbindung zwischen der Hauptinsel und den abgelegenen Inseln wiederherzustellen.

Auch die USA, Grossbritannien und die Vereinten Nationen haben Tonga bereits Hilfe zugesagt.

Sind weitere Eruptionen zu befürchten?

Ja. Der Unterseevulkan ist seit Dezember immer wieder aktiv. Ob der jüngste Ausbruch den Höhepunkt der Aktivität darstellt, ist laut Vulkanologen unklar. Es könne auch sein, dass der Vulkan noch mehrere Wochen oder sogar Jahre unruhig bleibe.

Mit Agenturmaterial

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