KOMMENTAR -Präsident Horta-Osório ist nicht nur an sich selbst gescheitert – sondern auch an seinen Kollegen und an der Schweiz

Der Credit-Suisse-Präsident António Horta-Osório tritt abrupt zurück, vordergründig weil er gegen Corona-Regeln verstossen hat. Das Problem ist jedoch ein anderes: Der schillernde Portugiese ist nie richtig am Paradeplatz angekommen – und sein risikoarmer Kurs hat viele in der Bank gegen ihn aufgebracht.

Zieht sich nach nur acht Monaten zurück: CS-Präsident António Horta-Osório.

Zieht sich nach nur acht Monaten zurück: CS-Präsident António Horta-Osório.

Toby Melville / Reuters

Jetzt hat es auch António Horta-Osório erwischt. Der Präsident der Credit Suisse reichte am frühen Montagmorgen seinen Rücktritt ein, nachdem die Bank interne Untersuchungen gegen ihn abgeschlossen hatte. Diese ergaben, dass der Portugiese mit seiner Reisetätigkeit in den letzten Monaten mehrfach gegen Corona-Regelungen in der Schweiz und in Grossbritannien verstossen hatte.

Er bedauere, dass einige seiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und seine Fähigkeit beeinträchtigt hätten, diese nach innen und nach aussen zu vertreten, sagte Horta-Osório zum Abschied. Aber selbstverständlich tritt der Präsident der weltweit tätigen Grossbank nicht allein wegen seiner Verstösse gegen Corona-Regelungen zurück.

Spitzenmanager sind in der ganzen Pandemie ohne grosse Einschränkungen um den Globus gereist, auch dank Sonderbewilligungen, welche etwa die USA grosszügig gewähren. Horta-Osorio wurde zum Verhängnis, dass er den Eindruck machte, er stehe über dem Recht.

Erstens kommt das in der Schweiz prinzipiell schlecht an. Darauf hätten die Credit-Suisse-Verwaltungsräte um Vizepräsident Severin Schwan – der Roche-Chef war federführend bei der Neubesetzung des Präsidiums — Horta-Osório besser vorbereiten müssen.

Am Zürcher Paradeplatz gelten immer noch andere Gepflogenheiten und Wertvorstellungen als in der City oder an der Wall Street. Auch wenn einige Zürcher Banker das gerne anders sähen und lieber wie die Kollegen in London oder New York arbeiten, verdienen und leben würden: als Superstars, die in einer eigenen Liga spielen.

Zweitens wäre gerade in der Situation, in der Horta-Osório das Präsidium übernahm, demonstrative Demut in allen Belangen angezeigt gewesen. Die Credit Suisse kämpft nach einer Reihe von Grossunfällen – die milliardenteuren Debakel um den Hedge-Fund Archegos und den Lieferkettenfinanzierer Greensill sind nur die jüngsten – mit einem angeschlagenen Ruf.

Man muss Horta-Osório zugutehalten, dass er von Anfang an viel unternahm, um die Reputation der zweitgrössten Schweizer Bank wiederherzustellen. Er bläute den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom ersten Tag an ein, dass jede und jeder in der Bank im Herzen ein Risikomanager sein und sich an die Regeln halten müsse. Dass er mit seinem persönlichen Verhalten dies gleich wieder unterlief, entbehrt nicht der Ironie.

Der 57-Jährige war zwar offenbar der falsche Mann, schlug aber immerhin den richtigen Kurs ein. Anfang November stellte Horta-Osório gemeinsam mit dem Bankchef Thomas Gottstein eine neue Strategie vor. Sie sieht im Wesentlichen eine Verschiebung weg vom risikoträchtigen Investment Banking hin zur weltweiten Vermögensverwaltung vor. Das hat innerhalb der Bank ein erbittertes Ringen um die Zukunft der Credit Suisse ausgelöst.

Der neue Kurs ist den Kreisen, welche die Credit Suisse immer als unternehmerisch getriebene Bank für Unternehmer sahen und mit diesem Argument auch teilweise unkontrolliert hohe Risiken in die Bücher nahmen, ein Dorn im Auge. Denn je weniger Risiko eine Bank insgesamt eingeht, umso niedriger werden auch ihre erwarteten Renditen.

Kurz: In einer Credit Suisse, die zwar stabile, aber eher tiefere Renditen erwirtschaftet, winken auf die Dauer auch geringere Löhne und Boni.

Es dürften diese Kreise gewesen sein, welche die Regelverstösse von Horta-Osório ans Licht der Öffentlichkeit gebracht und auch gezielt einen Keil zwischen den Präsidenten und den Konzernchef Thomas Gottstein zu treiben versucht hatten.

Vor diesem Hintergrund sind die wichtigsten Fragen, mit denen der designierte Präsident Axel Lehmann konfrontiert sein wird: Welches Risikoprofil will sich die Credit Suisse künftig geben? Wie stellt er sicher, dass alle in der Bank am gleichen Strick ziehen? Und vor allem: Sind alle Kolleginnen und Kollegen im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung dafür die richtigen Leute?

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