Reckitt Benckiser-Aktie gefragt: Höhere Marge angepeilt

Obwohl die Rohstoffpreise hoch bleiben dürften und Lieferkettenprobleme weiter bestehen, will der Hersteller laut Mitteilung vom Donnerstag im laufenden Jahr wieder profitabler werden. Damit zeigt sich das Management um Konzernchef Laxman Narasimhan aktuell merklich zuversichtlicher als die Konkurrenz. An der Börse kamen die Nachrichten entsprechend gut an.

Das Reckitt-Papier kletterte am frühen Nachmittag um knapp fünf Prozent und war damit einer der stärksten Werte im leicht schwächelnden Stoxx Europe 50.

Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie aber rund vier Prozent an Wert eingebüßt. Laut Bernstein-Experte Bruno Monteye lag das Wachstum im Schlussquartal deutlich über den Erwartungen. Auch auf Jahressicht habe der Konzern deutlich besser abgeschlossen als gedacht, lobte Analyst Matt Britzman von Hargreaves Landsdown. Dabei seien es vor allem die Hygiene-Produkte, die sich besser verkauft hätten als gedacht.

Der Hersteller von Marken wie Calgon, Clearasil, Cillit Bang, Sagrotan und Vanish hatte im ersten Jahr der Pandemie sehr gute Geschäfte mit Reinigungsprodukten und Desinfektionsmitteln gemacht. Im vergangenen Jahr legte das Hygiene-Geschäft unverhofft weiter zu, allerdings bei weitem nicht so stark wie im Vorjahr. Zudem brachen hier im Schlussquartal die Verkäufe deutlich ein. Bernstein-Experte Monteye rechnet in Zukunft mit einem weiter nachlassenden Entwicklung im Hygienebereich. Sorge bereitet dem Experten zudem das zuletzt schwächelnde Nahrungsmittelgeschäft.

Der Umsatz der Bereiche, die nach Verkäufen bei Reckitt verbleiben, ging im vergangenen Jahr um rund zwei Prozent auf knapp 13 Milliarden britische Pfund (15,5 Mrd Euro) zurück. Dabei standen den Zuwächsen im Hygienegeschäft Rückgänge im Arzneimittel- und Ernährungsbereich gegenüber. Schuld an dem Umsatzrückgang im Konzern war aber auch das starke Pfund. Durch Umrechnungseffekte wurden die organischen Zuwächse aufgezehrt. Auf vergleichbarer Basis betrug das Plus 3,5 Prozent, was wiederum mehr war als von Analysten erwartet.

Beim organischen Wachstum peilt Reckitt Benckiser 2022 einen Wert zwischen einem und vier Prozent an, wozu auch Preiserhöhungen beitragen dürften. Die Marge gemessen am operativen Gewinn soll zudem im neuen Jahr über dem 2021er-Niveau liegen. Damit heben sich die Briten von Konkurrenten ab: Der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller Nestlé etwa schließt für 2022 eine weiter sinkende Profitabilität wegen der steigenden Kosten nicht mehr aus. Und der Konsumgüterkonzern Unilever rechnet erst in zwei Jahren wieder mit einer Rückkehr zur Marge des vergangenen Jahres.

Auch Reckitt Benckiser belasteten zuletzt höhere Kosten und steigende Preise im Einkauf. Im vergangenen Jahr war der bereinigte Gewinn dadurch noch stärker gesunken als der Umsatz, der Wert ging um 8,5 Prozent auf 2,9 Milliarden Pfund zurück. Die Marge im Kerngeschäft sank um 1,6 Prozentpunkte auf 22,9 Prozent.

In den Zahlen ist unter anderem das Babynahrungsgeschäft in China nicht mehr enthalten. Dieses verkauft der Konzern derzeit an einen chinesischen Investor. Unter dem Strich brockte der Spartenverkauf dem Konzern 2021 einen Verlust von 32 Millionen Pfund ein – ein Jahr zuvor hatte der Hersteller noch rund 1,2 Milliarden Pfund Gewinn erwirtschaftet. Die Anleger sollen dennoch wie für 2020 eine Jahresdividende von insgesamt 174,6 Pence erhalten.

Reckitt Benckiser befindet sich aktuell im Umbau. Der seit September 2019 amtierende Konzernchef Narasimhan räumt unter anderem mit Fehleinkäufen seines Vorgängers Rakesh Kapoor auf. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte die gesamte Babynahrungssparte abgespalten werden. Sollte es dazu kommen, würde Narashiman den 17 Milliarden Dollar schweren Zukauf von Mead Johnson Nutrition aus dem Jahr 2017 wieder rückgängig machen. 2021 hatte sich Reckitt Benckiser zudem von der Fußpflege-Marke Scholl getrennt und im Gegenzug die Schmerzmittelmarke Biofreeze übernommen.

/tav/zb/men/jha

LONDON (dpa-AFX)

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