Trotz Missbrauchsvorwürfen: Microsoft will einen Spiele-Anbieter kaufen und weiter ins Metaversum vorstossen

Microsoft bietet fast 70 Milliarden Dollar für den Spieleanbieter Activision Blizzard. Stimmt die Wettbewerbsbehörde zu, würde Microsoft damit zu einem Giganten auf dem Gaming-Markt. Das könnte die Übernahmelust in der Branche weiter anheizen.

«Candy Crush» könnte bald zu Microsoft gehören. Eine Nutzerin vergnügt sich mit dem Smartphone-Spiel, Los Angeles, 18. Januar 2022.

«Candy Crush» könnte bald zu Microsoft gehören. Eine Nutzerin vergnügt sich mit dem Smartphone-Spiel, Los Angeles, 18. Januar 2022.

Caroline Brehman / EPA

Bald könnten «Candy Crush», «Call of Duty» und «World of Warcraft» aus dem gleichen Haus stammen wie «Excel», «Word» und «Outlook»: Microsoft will die Gaming-Firma Activision Blizzard kaufen. Die Übernahme soll bis Mitte 2023 abgeschlossen werden, wie die Firmen in einer gemeinsamen Medienmitteilung am Dienstag bekanntgaben. Sollten die Wettbewerbshüter in den USA dies genehmigen, wäre Microsoft danach laut eigenen Angaben neben Tencent und Sony die umsatzstärkste Firma im weltweiten Gaming-Markt.

Bisher war Microsoft in der Gaming-Szene vor allem für die Xbox-Konsole und die Spiele «Doom» und «Minecraft» bekannt. Mit Activision Blizzard will der Konzern nun aber rund 400 Millionen weitere Kundinnen und Kunden an sich binden. Dafür bietet er den bisherigen Aktienbesitzern von Activision Blizzard 68,7 Milliarden Dollar, mehr, als Microsoft je für eine Firmenübernahme ausgegeben hat. Auch für den Gaming-Markt ist es die bisher grösste Übernahme.

Das Angebot heizt Spekulationen um weitere Übernahmen im Gaming-Markt an. Erst vergangene Woche hatte Take-Two Interactive, Hersteller der «Grand Theft Auto»-Spiele, bekanntgegeben, seinen Rivalen Zynga, Herausgeber von «FarmVille» und «Words with Friends», für 12,7 Milliarden Dollar zu kaufen. Nach der Bekanntgabe des Deals zwischen Microsoft und Activision Blizzard stiegen nun aber auch die Aktienkurse der Videospielfirmen Ubisoft Entertainment, Electronic Arts und von Konsolenbauer Nintendo sprunghaft an. Das weist darauf hin, dass Anleger auch diese Firmen als mögliche Übernahmekandidaten sehen, falls es zu einer weiteren Marktkonsolidierung kommen sollte.

Bisheriger Marktführer in Bedrängnis

Der grösste Verlierer der geplanten Übernahme ist der Marktführer bei Videospielen, der japanische Unterhaltungskonzern Sony. Dessen Aktien sackten am Mittwoch um rund 12 Prozent ab. Damit verlor Sony binnen weniger Stunden 20 Milliarden Dollar an Wert.

Industriebeobachter streiten sich allerdings, ob der Kursrutsch gerechtfertigt ist. «Das ist eine totale Überreaktion», meint Serkan Toto, Gründer des Videogame-Beraters Kantan Games in Tokio. Gaming emotionalisiere die Aktionäre oft auf merkwürdige Weise. Opponenten weisen darauf hin, das Microsofts Zukauf immerhin den Bestseller «Call of Duty» kontrolliere. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Ego-Shooter, bei dem die Spieler in die Rolle von Soldaten im Krieg schlüpfen. Gleich mehrere Spiele der Serie gehören zu den am meisten gespielten Videogames auf der Playstation, der Spielkonsole von Sony.

Die Befürchtung ist nun, dass Microsoft dieses Spiel nicht mehr für die Playstation weiterentwickeln oder wenigstens exklusive Inhalte für Microsofts Xbox freischalten wird, um mehr Kunden auf seine eigene Konsole zu locken. Das würde Sony direkt schaden, schliesslich macht die Spielesparte rund 30 Prozent von Sonys Umsatz und Gewinn aus.

Mit dem Angebot demonstriert Microsoft seine Ambitionen auf dem Gaming-Markt. Der Konzern verfügt zudem über weit mehr finanzielle Mittel als der bisherige Marktführer. Auch Sony kauft Spieleentwickler auf, kann sich aber Übernahmen wie jene von Activision Blizzard nicht leisten. Schliesslich gehört Activision Blizzard zu den fünf grössten Anbietern im Gaming-Markt und erzielte im dritten Quartal 2021 einen Gewinn von 640 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von rund 2 Milliarden Dollar.

Microsoft will ins Metaversum

Microsoft will mit der Übernahme seine Position in einem wachsenden Markt stärken. Das Marktforschungsinstitut Fortune Business Insights geht für den Gaming-Markt von einer jährlichen Wachstumsrate von 13,2 Prozent in den kommenden sieben Jahren aus. Bis zum Jahr 2028 würde das Marktvolumen damit bei über 540 Milliarden Dollar liegen.

Abgesehen von Gewinnaussichten mit Videospielen dürfte das längerfristige Ziel von Microsoft mit der Übernahme eine bessere Startposition im Kampf um Macht und Marktanteil im Metaversum sein. Der Hype um virtuelle Welten, den unter anderem der Facebook-Konzern Meta ausgelöst hatte, zeichnet sich heute schon in den Verkaufszahlen von Virtual-Reality-Brillen ab: Laut dem Tech-Blog TechJury werden im Moment über 16-mal so viele VR-Sets nachgefragt wie noch vor vier Jahren.

Mit dem Kauf von Activision Blizzard zeigt Microsoft also auch ein verstärktes Interesse an virtuellen Welten. Dabei war Microsoft bisher eher dafür bekannt, auf Augmented Reality (AR), zu setzen als auf VR, also anstatt auf virtuelle Gaming-Welten eher auf intelligente Brillen, die Kundinnen und Kunden Informationen über ihre Umwelt einblenden.

Wettbewerbsbehörde wird genau hinschauen

Ob es tatsächlich zur Übernahme kommen wird, müssen nun die amerikanischen Wettbewerbshüter entscheiden. Daran scheinen viele Anlegerinnen und Anleger noch nicht recht zu glauben, schliesslich ist der Aktienkurs von Activision Blizzard zwar nach der Ankündigung um rund 30 Prozent angestiegen, allerdings nicht bis auf den Preis, den Microsoft als Übernahmeangebot genannt hatte.

Die Wettbewerbsbehörde dürfte den Deal sehr genau prüfen, schliesslich diskutieren auch Politikerinnen und Politiker im Moment vermehrt darüber, was zu tun sei, um Zukäufe der riesigen Tech-Firmen einzuschränken. Die Chefin der amerikanischen Wettbewerbsbehörde FTC hat jedenfalls eine härtere Gangart gegenüber den Tech-Firmen angekündigt, auch bei Übernahmen und Fusionen.

Sexistische Arbeitskultur bei Activision Blizzard

Sollte die Übernahme zustande kommen, könnte sich Microsoft mit den über 9000 Angestellten von Activision Blizzard auch Probleme einhandeln. Schliesslich ist der Spieleentwickler im Sommer vom Gliedstaat Kalifornien, wo sein Hauptsitz liegt, verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt worden seien, kritisierten die Behörden.

Weiter seien Mitarbeiterinnen ständiger sexueller Belästigung ausgesetzt, müssten regelmässig unerwünschte Annäherungsversuche ihrer männlichen Kollegen abwehren und würden an Firmenveranstaltungen begrapscht, heisst es in der Klageschrift. Auch hätten sich hochrangige Führungskräfte ohne Konsequenzen an offensichtlicher sexueller Belästigung beteiligt.

Activision Blizzard wies die Vorwürfe zunächst zurück und sagte, die Darstellung der Behörden entspreche nicht der Unternehmenskultur. Später beauftragte die Firma dann aber eine Kanzlei mit der Aufarbeitung der Geschehnisse. Nun rapportiert Activision Blizzard an Investorenkonferenzen über Fortschritte bei der Förderung von Frauen und Minderheiten und hat laut Recherchen des «Wall Street Journal» über drei Dutzend Angestellte entlassen und etwa vierzig Angestellte ermahnt, unter anderem wegen sexueller Vergehen.

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