Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse tritt überraschend zurück. Horta-Osório soll die Quarantänevorschriften in der Schweiz verletzt haben.
António Horta-Osório
Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse wollte eigentlich das Risikomanagement und die Kultur der Bank reformieren – nun tritt er zurück.
Zürich Das neue Jahr beginnt bei der Credit Suisse mit einem Paukenschlag: António Horta-Osório, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, tritt zurück. Der Chefkontrolleur, der angetreten war, die Bank nach einer Skandalserie neu auszurichten, stolpert über eine Affäre um nicht eingehaltene Quarantänevorschriften. Zu seinem Nachfolger hat die Credit Suisse Verwaltungsratsmitglied Axel Lehmann ernannt, wie das Unternehmen in der Nacht zu Montag mitteilte.
Horta-Osório erklärte: „Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und außen zu vertreten.“ Er sei daher überzeugt, dass sein Rücktritt im Interesse der Bank sei.
Der Verwaltungsrat der Bank soll Lehmann der Mitteilung zufolge bei der Generalversammlung am 29. April zur Wahl als Verwaltungsratspräsidenten vorschlagen. Mit der Berufung von Lehmann beendet die Credit Suisse nach weniger als einem Jahr das Experiment mit einem Verwaltungsratschef ohne intime Kenntnis des Finanzplatzes Zürich.
Lehmann hat jahrelang beim Konkurrenten UBS Karriere gemacht. Dort war er zuletzt im Vorstand für das Kerngeschäft in der Schweiz verantwortlich. Er gilt zudem als Experte für Risikomanagement, war bis 2015 oberster Risikochef bei der Zurich Versicherung. Er wechselte erst im vergangenen Jahr in das Aufsichtsgremium der Credit Suisse und verantwortete dort die Kontrolle des Risikomanagements. Nun liegt es an ihm, Ruhe in eine Bank zu bringen, die sich seit Jahren in einem permanenten Krisenmodus befindet.
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Auslöser der Affäre, die Horta-Osório nun den Job kostete, war ein Verstoß gegen die Quarantänevorschriften in der Schweiz. Der portugiesische Manager war Ende November von London nach Zürich gereist und wenige Tage später weiter auf die iberische Halbinsel geflogen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Schweiz wegen der Verbreitung der Omikron-Variante das Land Großbritannien auf der Coronawarnliste. Horta-Osório hätte sich laut Schweizer Recht in zehntägige Quarantäne begeben müssen, wie der Schweizer „Blick“ enthüllt hatte.
Fehlender Rückhalt in der Bank
Bei seiner öffentlichen Entschuldigung hatte sich Horta-Osório zudem in Unwahrheiten verstrickt. Nach einer Untersuchung des Verwaltungsrats war Medienberichten zufolge ein weiterer Verstoß in Großbritannien herausgekommen. Statt sich nach der Einreise in London in Quarantäne zu begeben, besuchte der Topmanager das Finale des Tennisklassikers Wimbledon.
Sein Rücktritt kommt dennoch überraschend: Noch Ende Dezember hatte der Großaktionär Harris Associates seine Unterstützung für Horta-Osório signalisiert. Der frühere Lloyds-Konzernchef hatte sich als Reaktion auf das Doppeldebakel der Credit Suisse rund um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds auf die Fahne geschrieben, das Risikomanagement und die Kultur der Bank zu reformieren. Doch offenbar sah er sich aufgrund der eigenen Verfehlungen dazu nicht mehr in der Lage.
Darauf deuten auch die Worte hin, mit denen sich Severin Schwan, CEO von Roche und stellvertretender Verwaltungsratschef bei der Credit Suisse, zitieren lässt: „Wir respektieren António Horta-Osórios Entscheidung und sind ihm für seine Führungsrolle bei der Festlegung der neuen Strategie, welche wir über die nächsten Monate und Jahre weiter umsetzen werden, zu Dank verpflichtet.“
Reihe von Verstößen gegen die Grundsätze guter Unternehmensführung
Die Personalie ist auch für Schwan eine Niederlage: Der mächtige Pharmamanager gehört dem Verwaltungsrat der Bank seit 2014 an. Seit 2017 ist er oberster externer Aufseher, der den Verwaltungsratschef kontrollieren muss. In seiner Amtszeit hat sich die Credit Suisse eine Reihe von Verstößen gegen die Grundsätze guter Unternehmensführung geleistet, darunter etwa die Bespitzelung eines früheren Topmanagers. Doch erst die Coronaverstöße des von ihm verpflichteten Horta-Osório rücken auch an Schwan heran.
Trotz seines überstürzten Abgangs sieht Horta-Osório die Bank gut für die Zukunft gerüstet: „Die strategische Neupositionierung der Credit Suisse wird einen klaren Fokus zur Stärkung des Kerns, Vereinfachung des Geschäftsmodells sowie für Wachstumsinvestitionen schaffen.“ Der Portugiese hatte im November 2021 seine neue Strategie für die Bank vorgestellt. Sie sieht den Rückbau des Investmentbankings sowie einen stärkeren Fokus auf die Vermögensverwaltung vor – ähnlich wie beim Hauptkonkurrenten UBS.
An dem Plan seines Vorgängers will auch Lehmann festhalten: „Mit unserer neuen Strategie haben wir die richtigen Weichen gestellt und werden über die gesamte Bank weiter eine stärkere Risikokultur verankern“, sagt er. Nun wolle er dafür sorgen, dass diese schnell und diszipliniert umgesetzt werde. Besonderes Augenmerk dürfte er dabei auf die Disziplin seiner Topmanager legen.
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