Diese Gründer verwandeln Frachtcontainer in Autobahn-Hotels für Trucker

Täglich rollen Millionen Lkws aus ganz Europa über Deutschlands Autobahnen. Doch wo schlafen die Fahrer? Hotels sind oft keine Lösung. Das Startup Roatel weiß, wie es gehen könnte.

Ralf-Peter Kals und Christian Theisen (v.l.) haben ihr Mikro-Hotel-Startup 2019 in Düsseldorf gegründet.
Ralf-Peter Kals und Christian Theisen (v.l.) haben ihr Mikro-Hotel-Startup 2019 in Düsseldorf gegründet.

Roatel

Ob Erdbeeren aus Polen oder Autozubehör aus Spanien: Täglich transportieren Lkws mehrere Tonnen Güter von A nach B. Da kann eine Fahrt über Ländergrenzen hinweg schnell mal mehrere Tage dauern. Um sich auszuruhen, weichen Lkw-Fahrer meistens auf Raststätten aus und schlafen in ihren Fahrerkabinen. Das geht doch auch komfortabler, oder? Das Düsseldorfer Startup Roatel will eine Lösung gefunden haben, die Lkw-Fahrern einen Tapetenwechsel ermöglicht. Dafür baut die Firma Frachtcontainer in Mini-Hotels um, die an Rastplätzen und Tankstellen stehen.

Zurzeit fehle es in Deutschland an Schlafmöglichkeiten in direkter Autobahnnähe, erklärt Mitgründer Christian Theisen im Gespräch mit Gründerszene. Und nicht jedes Hotel hat einen Parkplatz, auf den ein Lkw passt. Gleichzeitig ist Fernfahrern 2020 im Zuge einer EU-Reform verboten worden, mehr als fünf Nächte hintereinander in ihren Fahrerkabinen verbringen zu dürfen. Sprich: Sie müssen sich nach fünf Übernachtungen im Lkw eine andere Bleibe suchen. Und die Logistikunternehmen tragen die Kosten dafür. 

Das Düsseldorfer Startup Roatel, dessen Name sich aus Road und Hotel zusammensetzt, baut Container daher in kleine Hotelzimmer um, die es in der Nähe von Autobahnen aufbaut. Insgesamt entstehen in einem Container vier Zimmer. Dabei ist jedes rund sieben Quadratmeter groß. Die Zimmer sind ausgestattet mit einem Bett, einer Sitzbank, einer Garderobe sowie einem Badezimmer. Die Containerzimmer verfügen zudem über Fenster und elektrische Rollläden. Neben einer Lüftungs- und Klimaanlage ist jede Mini-Wohnung obendrein mit einem Fernseher sowie Wlan-Anschluss ausgestattet. Eine Übernachtung kostet derzeit 49 Euro.

Alles per App buchbar

Gäste können sich die Zimmer im Internet oder per App buchen. Check-in und Check-out erfolgen kontaktlos über einen Code, den Nutzer nach einer Buchung auf ihr Smartphone geschickt bekommen. Künftig soll die Buchungsplattform des Startups auch Schlafunterkünfte von Drittanbietern anzeigen.  

In diesen vier Roatel-Zimmern können Lkw-Fahrer seit der Eröffnung in Bremen Anfang dieses Jahres übernachten.
In diesen vier Roatel-Zimmern können Lkw-Fahrer seit der Eröffnung in Bremen Anfang dieses Jahres übernachten.

Roatel

Die Idee für die Mikro-Hotels stammt von Ralf Peter Kals, Christian Theisen und Martin Swart, die die Firma im Januar 2019 gegründet haben. Es ist nicht das erste Unternehmen, das die Drei gemeinsam führen. Unter anderem haben sie 2005 Freesort gegründet. Das Brief-Startup hat sich unter anderem um die Abholung, Erfassung und Abrechnung der Geschäftspost großer Firmen gekümmert. Zwei Jahre nach der Gründung hat das Trio sein Unternehmen für rund 20 Millionen Euro an die börsennotierte Berliner Softwarefirma Francotyp Postalia verkauft.

Gründer sind auch als Business Angels unterwegs

Zuletzt verwalteten Theisen und Kals ihren eigenen VC-Fond namens Seed VC. Neben Investitionen in die eigenen Firmengründungen sind Kals und Theisen auch an anderen Startups beteiligt, beispielsweise an der Londoner Firma Eyos und an dem Hamburger Startup Stageapp.

In das eigene Startup sind seit der Gründung vor drei Jahren rund zwei Millionen Euro an Kapital geflossen. Das Geld stammt größtenteils von den Gründern selbst. Zwei weitere Investoren haben in das Startup investiert, darunter Peter Prange, früheres Mitglied der Geschäftsführung eines Wuppertaler Schuhhauses und Salamander Deutschland.

Die Umwandlung eines Containers in vier Zimmer sei mit rund 100.000 Euro nicht nur kostspielig, sondern auch komplex. Um den Bau der Container kümmert sich daher ein Familienunternehmen aus dem niedersächsischen Löningen. Derzeit baue die Firma im Monat zwei bis drei Container in wohnliche Zimmer um, so Theisen. Bis Anfang des nächsten Jahres soll die Produktion auf 15 Container pro Monat wachsen. 

Startup verfolgt einen ambitionierten Plan

Die Pläne des Startups sind ambitioniert: Bis Ende dieses Jahres sollen bis zu 40 Container an deutschen Autobahnraststätten entstehen. Derzeit hat das Startup vier Container über vier Standorte verteilt, darunter drei in Niedersachsen und einen in Sachsen-Anhalt. Ihren ersten Container haben die Gründer im März 2021 im niedersächsischen Löningen aufgestellt. Die restlichen drei folgten im Laufe des Jahres. Über die Anzahl bereits gebuchter Übernachtungen hält sich Theisen bedeckt, die Nachfrage sei aber da. So werden die Zimmer auch vermehrt von Handwerkern genutzt, die für ihre Aufträge lange Strecken hinlegen, erzählt Theisen.

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Das Angebot des Mikro-Hotel-Startups richtet sich unter anderem an Logistik-, Handels- und Transportfirmen, deren Mitarbeiter über mehrere Tage auf den Straßen unterwegs sind und einen Schlafplatz suchen. Zum Kundenstamm der Firma gehören ebenfalls – und ganz wichtig – Grundstücksbesitzer von Autobahnraststätten sowie Autohöfen, da sie für das Aufstellen solcher Container erst eine Baugenehmigung brauchen. Ohne Baugenehmigung kein Mikro-Hotel. Roatel zahlt Grundstücksbesitzern eine Umsatzprovision als auch eine feste Standplatzmiete. Wie hoch diese ausfallen, wollte Theisen nicht verraten.

Baugenehmigungen sind nicht so leicht zu bekommen

Äußerst kompliziert gestalten sich die Genehmigungsverfahren laut Theisen besonders bei Autobahnraststätten, also den Grundstücken unmittelbar an den Autobahnen. Laut Theisen aus einem einfachen Grund: Diese Grundstücke sind in Besitz der Autobahn GmbH, die vom Bund verwaltet wird. Lange Genehmigungswartezeiten seien daher vorprogrammiert, so der Gründer. Anders sieht es beim Erwerb von Baugenehmigungen auf Autohöfen aus. Diese befinden sich im Gegensatz zu Autobahnraststätten einige hundert Meter von der Autobahn entfernt und werben oft mit Schnellrestaurants wie McDonald’s, Subway oder KFC. Da Autohöfe in privater Hand sind, hoffen die Roatel-Gründer bei diesen Flächen auf schnellere Baugenehmigungsprozesse. Damit Lkw-Fahrer zwischen dem Transport von Erdbeeren, Chemikalien oder sonstigen Gütern auch komfortabel übernachten können.

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