Die Schweizer Energiegruppe Alpiq hatte die Frechheit, um Liquiditätshilfe beim Staat anzufragen. Dass die Firma mittlerweile grösstenteils Institutionen der öffentlichen Hand gehört, macht den Versuch nicht besser.
Die einst renommierte Schweizer Energiegruppe Alpiq ist heute nur noch eine Miniversion ihrer ursprünglichen Ambitionen. Das auf langfristig steigenden Strompreisen konstruierte Fusionsprojekt scheiterte kläglich. Als die Strompreise in den Keller rasselten, musste alles, was nicht niet- und nagelfest war, verscherbelt werden. Von den einstigen fast 11 000 Arbeitsplätzen ist nur noch gut ein Zehntel übrig geblieben.
Immerhin war die Rosskur erfolgreich. Nach Jahren roter Zahlen konnte 2020 endlich wieder ein Gewinn ausgewiesen und den Aktionären eine Dividende ausgeschüttet werden. Trotzdem sondierte die Firma im vergangenen Dezember beim Regulator Elcom die Möglichkeit einer Liquiditätsspritze. Weil die Energiepreise seit Monaten stark gestiegen sind, mussten Händler wie Alpiq mehr für die Absicherung hinterlegen. Aber vor allem musste sich Alpiq wegen der länger als erwartet ausgefallenen Revision des Kernkraftwerks Leibstadt für den im Voraus verkauften, aber nicht produzierten Strom teuer am Markt eindecken. Als 27,4-Prozent-Aktionärin dürfte sie das schätzungsweise über 130 Millionen Franken gekostet haben.
Dass Alpiq dabei beim Staat um Schützenhilfe ersucht, ist vielleicht verständlich, aber inakzeptabel. Verständlich deshalb, weil hinter den Alpiq-Aktionären mehrheitlich staatliche Akteure stehen. Je ein Drittel kontrollieren Westschweizer Versorger (EOS Holding), andere Schweizer Versorger (Konsortium der Minderheitsaktionäre) sowie die Kraftwerksbeteiligungs-AG, die von Pensionsgeldern der Credit-Suisse-Sammelstiftung gespeist wird. Jedoch inakzeptabel ist dieser Schritt, weil sich eine solvente Privatfirma zuerst alternative Finanzierungsquellen erschliessen sollte, bevor ein Hilfeschrei an den Staat geht.
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