Der Telebasel News-Beitrag vom 11. Februar 2022.
Baselland
Dystopien und Cyborgs in Installationen: Drei preisgekrönte Schweizer MedienkünstlerInnen zeigen ihre Werke im Haus der Elektronischen Künste (HEK).
Überfischte und verschmutzte Weltmeere. Welche Tierarten könnten in 30 Jahren da noch überleben? Die Installation «Yanto» erklärt es. Ein Programm generiert dort lauter fiktive Fische und Krebse, die in Zukunft die Tiefen der See bewohnen könnten.
Die Installation ist der neueste Wurf des Medienkünstlers Marc Lee. Als Hauptgewinner des «Swiss Pax Arts Awards 2021» hat er einen Teil des Preisgelds von 30’000 Franken in die aufwendige Meeresprojektion investiert. Künstliche Intelligenz und soziale Medien – Themen, die Marc Lee beschäftigen.
TikTok und Trolle
Eine weitere Installation besteht aus lauter überdimensionierten TikTok-Videos. Bei einem anderen Werk spuckt eine Software lauter Profilfotos aus. Nur gibt es diese Menschen gar nicht. «Es ist verblüffend, dass man heutzutage Gesichter herstellen kann, die man nicht mehr unterscheiden kann, ob sie real oder künstlich hergestellt sind», erklärt Marc Lee.
Nicht nur seine Videokunstwerke sind zurzeit im Haus der Elektronischen Künste in Münchenstein zu sehen. Die zweite Preisträgerin Chloé Delarue widmet sich dystopischen Szenarien, wie sie etwa an die Serie «Black Mirror» erinnern. Realität und Trugbilder vermischen sich. Mensch und Maschine verschmelzen in ihren Installationen aus Latex, Edelstahl und Neonröhren. So wird etwa eine Trollsfratze auf ein menschliches Anatomiemodell projiziert. Die Figur des Internettrolls steht hier für die Besessenheit zur Selbstdarstellung und den Verlust des Realitätssinns in der digitalen Welt.
Ein Versehen in China wird zur Audiokunst
Der dritte Preisträger im Bunde ist der Klangkünstler Laurent Güdel aus Biel. Er spürt die Ursprünge der elektronischen Musik auf und experimentiert mit Radiowellen. Dabei stellt er eine Trouvaille aus, die eigentlich einem Fehler zu verdanken ist. Auf einem gekauften Aufnahmegerät fand er eine Audiodatei mit 18 Stunden Tonmaterial. Vermutlich aktivierte ein Mitarbeiter in einer chinesischen Warenhauses versehentlich den Aufnahmeschalter. Die Supermarkt-Geräuschkulisse, einem «Unknown Artist» zugeschrieben, ist auch Teil der Ausstellung.
Neue Medien spielen in der neuen Ausstellung in der Nähe des Dreispitz eine tragende Rolle. Die drei Schweizer KünstlerInnen verwenden die neuen Medien nicht nur als Bestandteil der Installationen «Sie thematisieren diese Technologien, ihr Einfluss auf unsere Gesellschaft, auf unser Verständnis der Realität, unser Verhältnis gegenüber anderen Menschen wie auch der Umwelt und Tieren», erklärt Boris Magrini, Kurator beim HEK.
Die Ausstellung «Schweizer Medienkunst: Marc Lee, Chloé, Laurent Güdel – Pax Art Awards 2021» ist vom 12. Februar bis am 24. April 2022 im Haus der Elektronischen Künste zu sehen.
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