Die sogenannte Weltraum-Blutarmut ist gefährlicher, als bisher angenommen.
Bisher wurde angenommen, dass Anämie bei Astronaut*innen nur ein temporärer Effekt ist. Eine aktuelle Studie mit 14 Astronaut*innen zeigt, dass die sogenannte Weltraum-Blutarmut gefährlicher werden kann, als bisher vermutet.
„Anämie ist ein primärer Effekt von Weltraumreisen“, sagt der Studenleiter Guy Trudel von der Universität Ottowa: „Solange man im Weltraum ist, zerstört man mehr rote Blutzellen, als man produziert.“
Auf der Erde zerstört und ersetzt unser Körper normalerweise 2 Millionen rote Blutkörperchen pro Sekunde. Im Weltraum wurden aber 3 Millionen rote Blutkörperchen pro Sekunde zerstört, während den 6-monatigen Aufenthalte der Astronaut*innen auf der ISS.
Der Körper kann auf langen Reisen vielleicht nicht mithalten
Laut der Studie konnten die Körper der Astronaut*innen die zerstöre Anzahl der roten Blutkörperchen großteils kompensieren, indem ebenfalls mehr neue produziert wurden. Doch auch ein Jahr, nachdem die Astronaut*innen wieder auf der Erde waren, war der Anteil der roten Blutkörperchen immer noch geringer, als vor dem Flug zur ISS.
Trudel sieht deshalb ein Risiko, vor allem für längere Aufenthalte im All, wie etwa die Reise zum Mars. Je nach Berechnungen könnte diese 9 bis 12 Monate dauern. „Wie lange kann der Körper 50 Prozent mehr rote Blutkörperchen produzieren? Wenn du auf dem Weg zum Mars bist und dein Körper nicht mehr mithalten kann, dann könntest du in ernsthaften Schwierigkeiten sein“, sagt Trudel gegenüber CBC.
Solange man in der Schwerelosigkeit ist, ist Anämie nur ein geringes Problem. Wenn die Astronaut*innen dann aber am Mars ankommen, könnte sich die Blutarmmut sehr negativ auf Stärke, Ausdauer und Energie auswirken.
Trudel sieht auch Gefahren für Weltraumtourist*innen. Wenn die schon zur Blutarmut neigen, könnten auch kurze Aufenthalte im All zum Problem werden. Laut Trudel gebe es derzeit in der Raumfahrt keine Maßnahmen, wie etwa Sporteinheiten in der Schwerelosigkeit oder spezielle Ernährung, die eine Blutarmmut nach dem Aufenthalt im Weltraum effektiv verhindern.
Bettlägrige Patient*innen haben ähnliches Problem
Eine Lösung für die Weltraum-Anämie liefert die Studie nicht. Sie empfiehlt weiter in diese Richtung zu forschen. Denn Patient*innen auf der Erde, die wochenlang bettlägrig sind, zeigen eine ähnliche Entwicklung. Wenn man also Wege findet, um deren Blutwerte zu verbessern, könnte das den Astronaut*innen helfen, und umgekehrt.
Außerdem empfiehlt Trudel bei medizinischen Untersuchungen von Astronaut*innen und Weltraumtourist*innen darauf zu achten, ob eine Neigung zur Blutarmut besteht. Außerdem sollte bei den Untersuchungen nach der Rückkehr zur Erde auf Symptome geachtet werden, die auf eine Anämie hinweisen.
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