Werner Grossmann, der letzte Chef der DDR-Auslandsspionage, ist gestorben

Ost-Agenten im Westen waren für ihn «Kundschafter des Friedens». Auch Jahrzehnte nach dem Mauerfall sah der letzte Chef der DDR-Auslandsspionage kein Unrecht. Nun ist Werner Grossmann gestorben.

Werner Grossmann, ein ehemaliger Vize-Stasi-Minister, am 21. März 2017 in Berlin.

Werner Grossmann, ein ehemaliger Vize-Stasi-Minister, am 21. März 2017 in Berlin.

Paul Zinken / dpa

(dpa) Der letzte Chef der DDR-Auslandsspionage, Werner Grossmann, ist tot. Der frühere Vize-Minister für Staatssicherheit starb am Freitag im Alter von 92 Jahren, wie seine Tochter der Deutschen Presse-Agentur in Berlin bestätigte. Immer wieder hatten seine öffentlichen Auftritte nach der Wende Proteste ausgelöst. Grossmann, einst einer der Stellvertreter von Stasi-Chef Erich Mielke, hatte bis zum Schluss die Arbeit des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gerechtfertigt. Die Ost-Agenten im Westen seien «Kundschafter des Friedens» gewesen.

Eine Anklage gegen den früheren Stasi-Generaloberst wegen Landesverrats und Bestechung hatte der Generalbundesanwalt 1995 zurückgezogen. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht die Strafverfolgung von hauptamtlichen Stasi-Spionagemitarbeitern als verfassungswidrig eingestuft. Grossmann hatte nach seiner Festnahme am 3. Oktober 1990 nur einen Tag im Gefängnis gesessen.

Grossmann, der 1986 Nachfolger des langjährigen Spionagechefs Markus Wolf wurde, blieb bis zur Auflösung des Stasi-Ministeriums 1990 Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung. Als Wolf im November 2006 starb, fehlte auch Grossmann nicht bei der Urnenbeisetzung auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde, wo auch die «Gedenkstätte der Sozialisten» liegt.

Umstritten, aber im Reinen mit sich

Der gelernte Maurer aus Sachsen scharte nach dem Ende der DDR Gleichgesinnte um sich und redete die Vergangenheit schön. «Wir haben nicht wie andere Geheimdienste Staatsstreiche, Ermordungen oder Entführungen durchgeführt», hatte der Mann mit dem weissen Haar zu einer Tagung mit früheren Stasi-Offizieren in Dänemark 2007 erklärt. Das Treffen der Ex-Stasi-Grössen war gerade bei Opferverbänden auf heftige Kritik gestossen. An anderer Stelle sagte Grossmann, die MfS-Mitarbeiter hätten entsprechend der Gesetze gehandelt. Menschenrechtsverletzungen habe es generell nicht gegeben, in Einzelfragen aber möglicherweise ja.

Proteste gab es auch im März 2006, als Grossmann mit anderen Stasi- Offizieren bei einer Diskussion in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem früheren Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit, auftrat und frühere Gefangene diffamierte. Grossmann hatte auch mit Bedauern festgestellt, dass dem DDR-Geheimdienst erst 1989 das ganze Ausmass der inneren Krise in der DDR klar geworden sei.

2017 stellte er sein Gesprächsbuch «Der Überzeugungstäter» vor und breitete das Innenleben des Stasi-Apparates aus. «Ich habe nichts zu bereuen, ich habe niemandem geschadet, ich habe keine Straftat begangen», sagte der einstige Generaloberst dabei. «Ich bin voll im Reinen mit mir.» Wie Tausende von DDR-Bürgern habe er geholfen, den Frieden in Europa zu erhalten. «Darauf bin ich stolz.» Seine Verhaftung nach dem Mauerfall bezeichnete er «als Auszeichnung und Anerkennung meines Wirkens».

Seine einstige Tätigkeit fasste der Politikrentner so zusammen: Jeder Schritt bei relevanten Personen sei kontrolliert worden. Mithin sei das getan worden, «was heutzutage jeder Staat tut, der seine Bürger vor Terroranschlägen schützen will». Und weiter: «Wir klärten alle geplanten Standorte für US-Raketen in der BRD auf, wir erhielten Infos aus dem Nato-Hauptquartier in Brüssel». Die Hauptverwaltung Aufklärung habe alle politischen Parteien in der Bundesrepublik im Blick gehabt.

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